niederrheinisch - nachhaltig 

08.06.2021

Klimaneutralität – Schnelles Handeln erforderlich

Klimaneutralitt.pngDie Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) haben heute im Rahmen der 20. RNE-Jahreskonferenz der Bundeskanzlerin Angela Merkel ein 48-seitiges Positionspapier übergeben, das mit 14 Kernbotschaften Wege zur Klimaneutralität bis 2050 vorstellt.  Die Zeit dränge, denn bisher werde zwar viel über Nachhaltigkeit und Klimaschutz geredet, aber wenig umgesetzt. Das verbleibende Budget an Treibhausgasemissionen, um eine globale Erwärmung um 1,5 °C nicht zu übersteigen, werde bereits vor 2030 aufgebraucht sein, wenn Staaten, Wirtschaft und Gesellschaft nicht fundamental umsteuern.

Die Autor*innen halten daher die nächste Legislaturperiode 2021-2025 entscheidend für die Transformation zur Klimaneutralität. Dabei orientieren sie sich an der Definition der Treibhausgasneutralität des deutschen Klimaschutzgesetzes (KSG) und verwenden diesen Begriff synonym mit dem Begriff der Klimaneutralität: Sie sei für eine einzelne Region dann erreicht, wenn die dort durch Menschen verursachten Treibhausgasemissionen und die durch Senken der Atmosphäre entzogenen Treibhausgase bilanziell bei null liegen. Emissionsgutschriften durch Zukäufe aus anderen Regionen der Welt sollten dabei unberücksichtigt bleiben.

Um irreversible Verluste und Schäden zu minimieren und ein Klima zu ermöglichen, in dem alle gesund leben können, müsse die Beziehung des Menschen zum Planeten neu bestimmt werden. Dabei sei Zeit das knappste Gut. Systemisches Handeln, d.h. ein politikfeld- und sektorübergreifender integrierter Ansatz, sei zwingend nötig. Dieses Handeln müsse anerkennen, dass die menschlichen Gesellschaften mit der Biosphäre unauflösbar verwoben sind. Vor dem Hintergrund des Klimaschutz-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts müsse ein erheblicher Teil der Emissionen bereits in diesem Jahrzehnt gemindert werden, um der heutigen Jugend und nachfolgenden Generationen keine übermäßigen Lasten aufzubürden. Im Papier werden die Kernbotschaften erläutert:
• Starke Allianzen und globale Klimapartnerschaften vorantreiben
• Den European Green Deal und das neue Klimaziel in den gesamten Rechtsrahmen einweben
• So viel Markt wie möglich zulassen, so viel Regulierung wie nötig einsetzen
• Akzeptanz schaffen und das Engagement von Bürger*innen sowie Kommunen für Klimaneutralität fördern
• Strukturwandel sozial ausgewogen gestalten und globale „Just Transition“ stärken
• Restrukturierung und Umbau des Energiesystems forcieren
• Transformativen Wandel der Industrie beschleunigen
• Transformativen Wandel bei Mobilität, Gebäuden und Landnutzung vorantreiben
• Investitionspfade zur Realisierung des Pariser Übereinkommens definieren
• Übergang zu einer klimafreundlichen Circular Economy einleiten
• Vorausschauende Investitionen in Infrastruktur der Zukunft deutlich beschleunigen
• Bildung, Forschung und Entwicklung richtig positionieren
• Innovative Finanzierungslösungen für eine transformative Klimastrategie umsetzen

Die Chancen aus dem European Green Deal, der neuen US-Administration und zusätzlichen Klimazusagen etwa durch China und die G7 müssen jetzt genutzt werden, um internationale Klimaschutzallianzen auszubauen und zu festigen“, sagt Prof. Dr. Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. „Neben dem globalen CO2-Preis braucht es vorausschauende, sektorübergreifende Investitionen in den Infrastrukturausbau sowie in neue klimafreundliche Technologien“, so Haug weiter.

Dr. Werner Schnappauf, Vorsitzender des RNE, weist auf die häufig unterschätzte Tragweite des Vorhabens hin: „Für eine echte Transformation ist eine ganz andere Dimension des Handelns nötig. Zur Erreichung von Klimaneutralität ist es notwendig fundamental umzusteuern. Allein für die Dekarbonisierung der Industrie ist bis zum Vierfachen der bisherigen Menge an Energie aus erneuerbaren Quellen nötig.“ Dies mache deutlich, wie rasant in den kommenden Jahren der Ausbau erneuerbarer Energien einschließlich der Netze erfolgen muss. „Entscheidend ist, dass so viel grüner Strom wie möglich, so rasch und so günstig wie möglich verfügbar gemacht wird“, betont Schnappauf. Für die damit verbundenen Veränderungen müssten die Bürgerinnen und Bürger eingebunden und ihr Engagement gefördert werden. „Diese Jahrhundertaufgabe erfordert schnelles Handeln, das unserer Verantwortung gegenüber der jungen und den nachfolgenden Generationen gerecht wird“, so Schnappauf.
Das Positionspapier können Sie hier herunterladen.

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