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30.04.2022
Reallabor Klimaresistenz: Drehbuch für „proaktives Fruchten“ aus Köln und Dortmund
Eine im April 2022 erschienene, als „Drehbuch“ konzipierte Broschüre (1) will Erfahrungen aus der zweieinhalbjährigen Zusammenarbeit in drei Reallaboren in Köln und Dortmund teilen. Der Orientierungsrahmen zum „Voneinander Lernen“ richtet sich vor allem an kommunale Akteur*innen, die sich mit dem Konzept des Reallabors für eine resiliente Stadt der Zukunft auseinandersetzen möchten.
iResilience ist ein Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Leitinitiative Zukunftsstadt (2) unter dem Titel „Soziale Innovationen und intelligente Stadtinfrastrukturen für die resiliente Stadt der Zukunft“ über den Zeitraum von drei Jahren gefördert wurde. (3) Ein interdisziplinäres Team aus Forschung und Praxis begleitete den Prozess. Das Projekt startete 2018 und endet offiziell im Juni 2022. Derzeit finden Abschiedsrunden statt. Stephanie Bund (Sozialforschungsstelle der TU Dortmund -sfs) (4) koordinierte das Gesamtvorhaben. Das Nachfolgeprojekt „iResilience goes Europe“ soll den Wissenstransfer mit der rumänischen Stadt Cluj-Napoca vorantreiben. (5)
Zusammen mit Teams aus den Städten Dortmund und Köln entwickelte sie neue Praktiken und Technologien zur Verbesserung der urbanen, klimaangepassten Widerstandskraft – der Resilienz. In den Reallaboren Köln-Deutz, Dortmund-Jungferntal und dem Dortmunder Hafen wurden Maßnahmen erprobt, um diese Quartiere klimarobuster zu gestalten – zum Beispiel mit Sensoren an Straßenlaternen, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen, Aktionen zur Hitzevorsorge oder Urban-Gardening-Projekten.
Über die vergangenen Jahre gewannen die Teams viele Erkenntnisse über den Prozess und Aufbau von Reallaboren und der kooperativen Zusammenarbeit. Soziale Innovationen entstehen häufig in Nachbarschaften. Dort sind die Herausforderungen des Klimawandels besonders spürbar.
Das Drehbuch legt die Projekt-Erkenntnisse zur Anwendbarkeit der getesteten Strategien dar. Es bietet somit eine Orientierung für interessierte Kommunen, wie Stadtgebiete klimaresilienter gestaltet und Reallabore eingerichtet werden können. Aber auch kleinere Projekte wie „Klimaoasen“ durch die Errichtung von Urban-Gardening-Flächen sind Teil des Projekts. Ein im Rahmen des Projekts erarbeiteter „Hitze-Knigge“ (6) der Kampagne „Schattenspender“ des Umweltbundesamts (7) stellt Informationen und Verhaltenstipps für den Dortmunder Alltag an heißen Tagen bereit.
Ein Drehbuch-Kapitel widmet sich der systematischen Öffentlichkeitsarbeit, ein weiteres der Organisation von Quartiersspaziergängen, Einzelveranstaltungen, Aktionstagen und Eigentümerforen. Es finden sich Hinweise zur Erarbeitung von Zukunftsbildern, zu sozialen Lernen und zur transdisziplinären Forschung.
Die Idee des Reallabors entstand im vergangenen Jahrzehnt im Rahmen der Debatte um eine große Transformation (8). Reallabore übertragen den naturwissenschaftlichen Labor-Begriff in die Analyse gesellschaftlicher und politischer Prozesse. Mittlerweile hat der Forschungsansatz des Reallabors in den sozial orientierten Nachhaltigkeitswissenschaften an Bedeutung gewonnen. In Reallaboren erarbeiten wissenschaftliche und außerwissenschaftliche Akteure ein robustes gesellschaftliches Wissen zur Problemlösung und erproben es, um die Erkenntnisse auch in anderen Zusammenhängen anwenden zu können.
Professor Dr. Uwe Schneidewind, früherer Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie und jetziger Oberbürgermeister in Wuppertal gehört zu den Treibern der Reallabor-Idee (9) und hat sie in sein Konzept der Zukunftskunst eingebettet. (10) Es geht darum, Wissen über Systeme zu generieren und in Handlungspraxis zu übertragen.
Dass dies bei Fragen zur Klimaresilienz in den Dortmunder und Kölner Reallaboren funktioniert hat, zeigt das Fazit der Broschüre:
„Zusammenfassend empfiehlt das iResilience Projektteam zur Förderung der Klimaresilienz in einem Quartier die Methode des Reallabors. Denn der Rahmen des Reallabors schafft Raum zum Ausprobieren und zum Voneinanderlernen, stärkt die Zusammenarbeit und befördert neuartige Kollaboration zwischen Akteur*innen aus Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Transformation von Quartieren.“ (1)
Anschaulicher beschrieb es ein Anwohner: „Es war sensationell. Dieses proaktive gegenseitige Fruchten habe ich in der Form bisher nicht erlebt.” (1)
Verweise
1. iResilience. Reallabore für eine klimaresiliente Quartierentwicklung - ein Drehbuch. Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt iResilience. [Online] April 2022. http://iresilience-klima.de/wp-content/uploads/2022/04/iRes-Reallabore-f%C3%BCr-eine-klimaresiliente-Quartiersentwicklung-ein-Drehbuch-2022.pdf
2. Bundesministerium für Bildung und Forschung. Zukunftsstadt. [Online] 9. November 2018. https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/energiewende-und-nachhaltiges-wirtschaften/zukunftsstadt/zukunftsstadt_node.html
3. Technische Universität Dortmund. iResilience - für gutes Klima. [Online] http://iresilience-klima.de/
4. Stephanie Bund. [Online] https://sfs.sowi.tu-dortmund.de/ueber-uns/personen/bund/
5. sfs. “iResilience goes Europe“: Neues Projekt der Stadt Dortmund intensiviert Wissensaustausch und Vernetzung in Europa. [Online] 29. April 2021. https://sfs.sowi.tu-dortmund.de/nachrichtendetail/iresilience-goes-europe-projektzusage-14225/
6. Dr. Torsten Grothmann, Romy Becker, neues handeln AG. Der Hitzeknigge. Tipps für das richtige Verhalten bei Hitze. [Online] Februar 2021. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/210215-hitzeknigge-allgemein-web.pdf
7. neues handeln AG. Spenden Sie Schatten! Werden Sie Teil der Kampagne “Schattenspender” des Umweltbundesamtes. [Online] Februar 2021. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/210211-schattenspender_kampagnenleitfaden-web.pdf
8. Schäpke, N., Stelzer, F., Bergmann, M., Singer-Brodowski, M., Wanner, M., Caniglia, G., Lang, D.J. . Reallabore im Kontext transformativer Forschung. Ansatzpunkte zur Konzeption und Einbettung in den internationalen Forschungsstand. Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Ethik und Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung. [Online] Februar 2017. https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/6629/file/6629_Schaepke.pdf
9. Schneidewind, Uwe. Urbane Reallabore – ein Blick in die aktuelle Forschungswerkstatt. pnd-Online III - 2014. [Online] https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/5706/file/5706_Schneidewind.pdf
10. Schneidewind, Uwe. Die große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch, 2018. ISBN 978-3-596-70259.
Grenzlandgruen - 15:07 @ Akteure und Konzepte, Raumplanung und Regionalentwicklung | Kommentar hinzufügen
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