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05.02.2021
Corona und die Raumplanung
Die Coronapandemie ist ein Stresstest für Politik und Verwaltung. Zwischen Hoffnungserzählungen, abgestuften Lockdowns, Maskenberechtigungsscheinen und Impfhierarchien schimmern Unsicherheit, Leichtsinn und Halbwissen durch.
Plötzlich können Situationen eintreten, deren Konsequenzen schwer berechenbar sind. Das Virus hat Fehlentwicklungen entlarvt, Trends verstärkt und Absichten ausgebremst. Arbeit und Lernen, Konsum und Kommunikation wurden digitaler und exklusiver. Die Mobilität wurde individueller und eingeschränkter. Die Ziele der geschlechtergerechten Arbeitsteilung, Integration und Inklusion rückten in die Ferne. Grün- und Freiflächen haben an sozialer Bedeutung gewonnen…
Welche Schwächen und Stärken unserer Infrastruktur sind während der Corona-Pandemie deutlich geworden? Was ergibt sich daraus für die Raumplanung? Was ist an Ressourcen vorhanden, um mit erwarteten und unerwarteten Ereignissen zurecht zu kommen? Was fehlt? Wie können Stärken verknüpft und Schwachpunkte ausgeglichen werden? Welche Rolle spielt die strategische Vorsorge für die Krisenbewältigung?
Zu solchen Fragen tauscht sich seit Juni 2020 ein 15-köpfiger interdisziplinärer Ad-hoc-Arbeitskreis an der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) aus. Er nennt sich „Pandemie und Raumentwicklung“. Die ARL-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Baumgart hat die Leitung des Arbeitskreises übernommen. Sie erläutert: „Wir fragen uns in der Raumentwicklung, was der Lockdown für die Versorgung von unterschiedlichen Räumen – ganz egal ob Großstadt oder kleines Dorf – bedeutet. Welche Einrichtungen der Mindestversorgung von Menschen müssen dauerhaft dringend erreichbar bleiben? Wo funktioniert das gut und warum?“
Gestern veröffentlichte der Arbeitskreis ein 28-seitiges Positionspapier. Es stellt klar, dass die Corona-Pandemie im größeren Rahmen des Umgangs mit Risiken betrachtet werden muss. Der Arbeitskreis stellt vier Handlungsprinzipien vor, mit denen den zuständigen Verwaltungen der Schritt von einer Krisenbewältigung zu einer Krisenvorsorge gelingen könnte: Resilienz, Gleichwertigkeit, Risiko- und Daseinsvorsorge, Integration und Kooperation.
Die Herausforderung für die Raumentwicklung bestehe darin, dass langfristig angelegte Strukturen auf Unvorhersehbares antworten können müssen. Dabei sei es dringend notwendig, dass die Versorgungssysteme in Städten und auf dem Land die Resilienz der Region unterstützen, nachhaltig sind und bestehende Ungleichheiten in den Lebensverhältnissen der Menschen abschwächen oder zumindest nicht weiter verstärken. Wichtig sei auch, dass die Risiko- und Daseinsvorsorge ein zentraler Bestandteil in einer solchen Weiterentwicklung der Versorgungssysteme ist.
Die COVID-Pandemie führe allen vor Augen, dass eine Krisenbewältigung allein nicht wirkt und eine strategische Vorsorge nötig ist. Bei einem solchen Prozess sei das Vertrauen der Bürger*innen in die Verwaltungen, aber auch der Austausch der zuständigen europäischen, nationalen, regionalen und kommunalen Einrichtungen untereinander zentral. Daher sei ein kooperatives und integratives Vorgehen notwendig.
Das Papier ist auf der Webseite der ARL unter folgendem Link abrufbar:
https://shop.arl-net.de/media/direct/pdf/pospapier/pospapier_118.pdf
Grenzlandgruen - 13:48 @ Raumplanung und Regionalentwicklung | Kommentar hinzufügen
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