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09.12.2021
“Neue Fakes und altes Denken”: Studie zu vermeintlich nachhaltigen Lösungen in der Landwirtschaft
Präzisionslandwirtschaft, Indoorfarming, Turbokühe, CRISPR/CAS, Climate-Smart Agriculture, Superfood-Pflanzen, carbon farming, smart fields-Strategie, Bioenergie, regenerative Landwirtschaft, Pflanzenkohle oder der Humusaufbau als Tool in der Logik der CO2-Zertifikate…
Alle paar Jahre wird irgendeine Supertechnik promotet und der große Wurf in Sachen nachhaltiger Landwirtschaft verkündet. Was grün klingt, dient allzu häufig dazu, das Auslaufmodell einer ineffizienten, energieaufwändigen und industriellen Landwirtschaft aufrecht zu erhalten.
Dabei ist seit vielen Jahren klar, dass die Landwirtschaft in Europa nachhaltiger werden muss und eines grundlegenden Wandels bedarf. Die Potenziale von ökologischer Landwirtschaft, Permakultur, Agroforst, Agro-Photovoltaik oder Pilzsymbiosen werden noch unterschätzt.
Stattdessen werden Forschungs- und Fördergelder aufgewandt und Beratungskapazitäten gebunden, um immer wieder Ausflüchte zu finden, warum es nicht rechnet, in längst bekannte und deutlich nachhaltigere Landwirtschaftskonzepte und -systeme zu investieren.
Ein „Weiter so“ mit der industriellen Landwirtschaft gefährdet unsere Lebensgrundlagen. Denn nicht nur einmal hat der Weltbiodiversitätsrat vor dem dramatischen Artenverlust gewarnt und als Haupttreiber die nicht-nachhaltige Landnutzung benannt…
Die Hintergründe für die vermeintlich nachhaltigen Lösungen in der Landwirtschaft analysiert die Mainzer Agrarwissenschaftlerin, Diplom-Geographin und Bodenexpertin Dr. Andrea Beste. Im Auftrag des EU-Abgeordneten Dr. Martin Häusling hat sie jüngst die 46 Seiten umfassende Studie „Greenwashing & viel Technik!“ veröffentlicht. Schonungslos rechnet sie nach und zeigt, wie alte Denkfehler in den neuen Techniken stecken und wer von ihnen profitiert. Beste geht dabei auch auf die Rolle ein, die eine produktorientierte, drittmittelfinanzierten Forschung beim Greenwashing spielt.
Beste hält es für gefährlich, dass die grün daherkommenden agrarindustriellen Techniken den Bauern und Bäuerinnen und den politischen Entscheidungsträger*innen vorgaukeln, dass „maximaler Ertrag bei minimaler Umweltbelastung“ möglich sei, ohne etwas am System der aktuellen Intensivlandwirtschaft zu ändern.
Manches was als Innovation verkauft werde, sei eher geprägt von Hybris, dem Glauben an die vollkommene Steuerbarkeit von Ökosystemen oder vom “Ein-Problem-Eine Lösung Denken”.
Beste möchte sich eher an einer Tiefeneffizienz als am Produktertrag orientieren und möchte suchen statt konstruieren.
„Wir müssen weg von „Techno-Fixes“ und unsere Nutzung von Ökosystemen mehr an deren evolutionär entwickelte Funktionen anpassen. Wir sind geoökologisch gesehen erst weniger als einen Wimpernschlag auf dieser Erde. Sollte dies nicht Anlass sein, die um uns herum in Milliarden Jahren angehäufte „Erfahrung“ von Organismen und Ökosystemen etwas mehr zu respektieren und zu nutzen?“
Die Studie können Sie hier lesen.
Grenzlandgruen - 15:55 @ Umwelt und Gesundheit, Infrastrukturen und Daseinsvorsorge | Kommentar hinzufügen
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