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30.08.2024
Grenzlandringkämpfe
»Der Grenzlandring, der einst im Zeichen des Krieges geschaffen wurde, möge künftig im Zeichen des Friedens als eine echte Sportanlage zu einem Symbol herzlicher Freundschaft werden für alle, die sich um den Ring in der Freude an männlichem Wagemut und sportlicher Leistung versammeln.«
NRW-Ministerpräsident Karl Arnold am 19. September 1948 zum Eröffnungsrennen auf dem Grenzlandring
»Wir wurden überflutet von einer Menschenmasse. Züge im Bahnhof spuckten Tausende von Menschen aus. Ich hatte Telefondienst im Rathaus. Von dort konnte ich die Menschenmassen überblicken. Der Kassenverkauf brach total zusammen. Nicht nur von außen, auch von innen drängten Tausende an den Ring.«
Siegfried Ruffert (Organisationsgremium für das Grenzlandring-Eröffnungsrennen (zitiert in der Rheinischen Post vom 4. August 2012)
»Der Grenzlandring war einst die schnellste Rennstrecke Europas, laut damaligen Medien sogar der Welt! Er wurde auch als “Der Avus des Westens” betitelt und sorgte immer wieder für Geschwindigkeits-Rekorde. […]Vor über 65 Jahren haben tapfere Männer auf ihren Motorrädern und in ihren Rennwagen der Marken BMW, NSU, Veritas und co. auf abenteuerliche und kräftezerrende Weise im Rausche der Geschwindigkeit um den Sieg gekämpft. Auf dem Oval um Wegberg haben sie alles gegeben und auch alles riskiert, angefeuert von tausenden von Zuschauern, die dieses motorsportliche Highlight nicht verpassen wollten…«
Oldtimertreff Grenzlandring Wegberg. 2012
»Wenn der junge Mensch sein Heldenbild nicht von den muskelbeladenen nackten oder in SA-Uniform steckenden Kriegergestalten der Plakate und Denkmünzen dieser Tage abnimmt, dann gewiß von den Rennfahrern; gemeinsam ist beiden Heldenverkörperungen der starre Blick, in dem sich vorwärtsgerichtete harte Entschlossenheit und Eroberungswille ausdrücken.«
Victor Klemperer :Die Sprache des Dritten Reiches. 2020
»In einem anschließenden Interview nannte Meyer das Grenzlandring-Rennen wo er 216 km/std. herausgefahren hat, das eindrucksvollste „weil es das schnellste und gefährlichste war.“ Er illustrierte dies mit den Worten: „Wenn einmal die Maschine mit über 200 km/std. dahinbraust, dann zieht sie nicht mehr ruhig ihre Bahn, sondern sie wackelt ganz erheblich und es wird immer schwerer sie zu bändigen.“«
Morgen-Zeitung vom 7. Dezember 1949
»In jenen Tagen begann für die Dörfer Wegberg und Beeck ein neues Jahrhundert. (…) Wie Adenau in der Eifel einst ein unbekanntes Städtchen war, so lagen Wegberg und Beeck bis in diesen Sommer hinein still und abseits im niederrheinischen Grenzland. Das ist nun anders geworden. Die beiden Dörfer sind in eine Entwicklung geraten, wie sie mancher Marktflecken durchgemacht hat, der heute Industriestadt ist, manches Kreisstädtchen, das zum Verkehrsknotenpunkt wurde.«
Allgemeine Zeitung Mainz vom 24. September 1948
»Der Unglückstag war der 31.8.1952. Nach 10 bis 14 Tagen erfuhr ich durch den Pastor vom Tode meines Sohnes, da ich selbst auch schwer verletzt war und noch im Krankenhaus lag. […] Ich habe sowohl für den Tod meines Sohnes als auch für mich persönlich keine Entschädigung erhalten. Der Unglücksfahrer als auch der Veranstalter waren unterversichert.«
Aus dem Interview mit einem Verletzten, der am Grenzlandring seinen Sohn verlor. Markus Halfkann: Rennstrecke Grenzlandring, entstanden innerhalb einer Projektwoche der Edith-Stein-Realschule in Wegberg
»Das war so furchtbar. Der Mann war so schwer verletzt und zwei Zimmer weiter lag sein Sohn, der war auch schwer verletzt. Jetzt starb der Sohn und der Vater durfte das nicht wissen, weil er so schwer verletzt war. […] Jetzt ging die Mutter zur Beerdigung des Sohnes, zog dann ein helles Kleid an und ging wieder ins Krankenhaus zu dem schwer verletzten Vater.«
Peter Loeffel (am 31. August 1952 Polizeibeamter vor Ort)
»Wegberg, 31. August. Vor 200 000 Zuschauern wickelten sich auf dem Grenzlandring, der schnellsten Rennstrecke der Welt, spannende Kämpfe ab. Aber es gab auch mehrere schwere Unfälle […] Dabei gab es mehrere Tote und Schwerverletzte. Das Krankenhaus in Wegberg, in das die Verletzten gebracht wurden, glich noch zwei Stunden nach dem schrecklichen Unglück einem Feldlazarett.«
Honnefer Volkszeitung am 1. September 1952
»Die Zahl der Todesopfer des schweren Unglücks beim Rennen auf dem Grenzlandring hat sich, wie die Polizei am Montag mitteilte, auf 13 erhöht. Vier Personen erlagen in der Nacht zum Montag ihren Verletzungen, die sie erlitten hatten, als der Rennwagen der Berliner Fahrers Niedermayr in einer Kurve in die dichte Zuschauermenge raste. Wie der Chefarzt des Krankenhauses Wegberg, Stoffel mitteilte, liegen nicht 27, sondern 42 Verletzte, darunter auch mehrere Kinder in den Krankenhäusern. […] Nach Mitteilungen der Polizei geschah das Unglück etwa 140 Meter von der nächsten Telephonstelle entfernt. Der Posten habe von dort aus nicht übersehen können, was geschehen sei und so seien einige Minuten vergangen, bis er eine vorläufige Meldung habe weitergeben können. Der Polizeibeamte, der die Aufsichtsmaßnahmen leitete, konnte erst nach langen Umwegen zu der Unglücksstelle gelangen.»
Honnefer Volkszeitung am 2. September 1952
»…diese 9 km Straße, im Dritten Reich zur Unterstützung der Kriegsvorbereitung und -führung gebaut, dann in den Wiederaufbaujahren Spielzeug einiger (Lebe‐)Männer – Unternehmer, Politiker, Techniker, Spione –, gleichzeitig Hoffnungsträger für eine ganze Region, manifestieren auch über ihre sportgeschichtliche Bedeutung hinaus deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert.«
Marco Kieser: Der Grenzlandring. 2005
Quelle: Eddi Laumanns aka RX-Guru - Eigenes Werk, CC BY 3.0,
Mehr zum Grenzlandring auf Wikipedia
Grenzlandgruen - 22:10 @ Grenzlandgrünschnitt | Kommentar hinzufügen
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