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26.01.2023
Ein “extrem wertvolles” Gebiet für Biodiversität im Rheinischen Revier?
Mit der bevorstehenden Abbaggerung Lützeraths ist offenbar auch die Idee einer 700 Hektar umfassenden Natur- und Artenschutzfläche westlich von Jüchen vom Tisch.
Der Hydrogeologe Michael Denneborg und seine “ahu gmbh” haben im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) die wasserwirtschaftlichen Auswirkungen eines Erhalts Lützeraths überprüft. (1)
Im Kapitel 11 gehen sie auf das von RWE angegebene Löss-und Abraumdefizit in Höhe von 350 Millionen Kubikmeter ein. Es würde entstehen, wenn Lützerath nicht abgebaggert wird. Wegen fehlender Lössmengen könnte RWE ca. 400 Hektar landwirtschaftlicher Fläche nicht vertragsgemäß rekultivieren,
Denneborg schlägt daher vor, das östliche Garzweiler II-Restloch bei Jüchen etwa 29 Meter tiefer zu befüllen, unter anderem mit wasserdurchlässigem Ton, Sand Kies. Dann könnte auf einem 700 Hektar umfassenden Mosaik aus Flachwasserbereichen feucht-nassen Flächen und trockenen Standorten ein „extrem wertvolles“ Gebiet für die Biodiversität entstehen. Das wäre ein Lebensraum für Amphibien, Insekten, Schlangen und Vögel wie Uferschwalben Bienenfresser oder Uhu. Schafe oder alte Rinderrassen könnten die Beweidung übernehmen.
Die Artenverluste seien in offenen und nährstoffarmen Lebensräumen besonders dramatisch „In der Rekultivierung des Tagebaus Garzweiler ergibt sich die einmalige Chance eine „Arche Noah“ zur Erhaltung bedrohter Offenlandarten zu bauen. Diese „Arche“ könnte beispielsweise Arten von Pionierstandorten, Magerrasen, Heiden, Seggenrieden und der Feldflur aufnehmen.“ (1), schreibt Denneborg. Im TAZ-Interview bedauert er, dass eine Diskussion „über diese einmalige Möglichkeit“ nicht stattfinde. (2)
Basis der weiteren Braunkohle- und Rekultivierungsplanplanung ist die RWE-Vorhabenbeschreibung. Dort heißt es: „Entlang des östlichen Seeufers ist eine etwa hundert Hektar große Grünlandfläche vorgesehen, die etwa 10 - 15 Meter tiefer als die angrenzende landwirtschaftliche Fläche liegt und somit den späteren Seezugang erleichtert.“ (3)
Östlich der vorgeschlagenen Arche soll auf der Rekultivierungsfläche das Gewerbegebiet Elsbachtal entstehen. Es dient flächenintensiven Industrievorhaben und umfasst nach einer im Düsseldorfer Regionalrat beschlossenen Erweiterung insgesamt über 140 Hektar. Die Nachbarschaft zu einem Biotop von nationaler Bedeutung hätte womöglich bedeutet, weiter im Einklang mit ökologischen Erfordernissen anstatt im Einklang mit den Renditeerwartungen der Kapitalgeber*innen zu planen.
© Bild 1: ahu GmbH , Bild 2: RWE AG
Verweise
1. ahu GmbH. Gutachtliche Überprüfung einer Tagebauvariante des Tagebaus Garzweiler II mit Erhalt der Ortschaft Lützerath im Hinblick auf die wasserwirtschaftlichen Auswirkungen. [Online] 20. September 2022. https://www.wirtschaft.nrw/system/files/media/document/file/anlagen_ergebnisbericht_02.pdf
2. Bernd Müllender. “Kein Gefälligkeitsgutachten”. [Online] TAZ vom 26. Januar 2023. https://taz.de/Hydrogeologe-ueber-Luetzerath-Papier/!5907904/
3. RWE;Tagebauplanung. Braunkohlenplanänderungsverfahren Tagebau Garzweiler - angepasste Vorhabensbeschreibung als Folge der politischen Verständigung vom 4.10.2022 zu einem vorgezogenen Kohleausstieg 2030. [Online] 24. Oktober 2022. https://bezreg-koeln.ratsinfomanagement.net/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZSSGIE3s-JJe4IYs7_4ayl7ejdrmxvTqngo4N_dhpWFf/Scan22102508330.pdf
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