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16.11.2024
Waldnieler Zehrungsgeschäfte
Die Beschaffung der Waldnieler Brandspritze im Jahr 1788 war teurer als ursprünglich berechnet. Vor 95 Jahren ging „Unsere Heimat“ in ihrer ersten Ausgabe den Gründen nach…
»Ehedem war es auch bei ernsten Gemeindegeschäften kaum anders denkbar, als dass sie sich bei einem kleinen Gelage abwickelten. Die Kosten, die ein solches Besprengen des Aktenstaubes verursachte, fanden sich später in den Bürgermeisterrechnungen wieder.
So war es am 28. Dezember 1787 in Waldniel, als die Bürgermeister mit Wilhelm Besselmanns aus Viersen über die Lieferung einer Brandspritze verhandelten, wobei an ‚nötiger Zehrung‘ 45 Albus draufgingen. Besselmanns wurde vertraglich verpflichtet in gleicher Güte wie er für Viersen bereits zwei Brandspritzen geliefert hatte und zum selbigen Preise, nämlich für 97 ½ Reichstaler, jeden zu 80 kölnischen Albus gerechnet, nun auch eine Brandspritze für den Flecken Waldniel anzufertigen. Überdies sollte er während der nächsten zwei Jahre die Spritze sechsmal untersuchen und ausprobieren, etwaige Mängel unentgeltlich beseitigen oder ausbessern lassen.
Am 8. Juni 1788 war die Brandspritze fertig. Der Bürgermeisterbote holte sie fünf Tage später mit Pferd und Karre in Viersen ab. Für Fracht und Zehrung erhielt er 76 Albus; außerdem mussten bei der Durchfahrt in Dülken 20 Stüber für Zoll und Zehrung entrichtet werden. Alsdann weilte der Meister mit seinem Sohn zum Ausprobieren der Spritze zwei Tage lang in Waldniel. Was sie aßen und tranken kostete die Gemeinde 50 Albus. Da der Besitz einer Brandspritze für die damalige Zeit immerhin bedeutsam war, ist es nicht verwunderlich, dass die Bürgermeister und Meistbeerbten sich zu den Versuchen einfanden und durch ihren Verzehr den Gemeindesäckel um 1 Reichstaler 20 Albus erleichterten.
Damit waren die Auslagen aber noch nicht beendet. Für ein Häuschen darin die Brandspritze untergebracht werden sollte, sowie für die zum Fahren der Spritze erforderlichen vier Räder und etliche andere Arbeiten, die damit zusammenhingen, erhielt der Baumeister Johannes Reimers 18 Reichstaler 41 Albus 8 Heller. Ein Schmied berechnete als Lohn und für 89 ½ Pfund Eisen, das er teils an den Rädern, teils zu Krampen, Gehänge, Nägeln und einem Schloss für das Spritzenhäuschen verarbeitete, 4 Reichstaler 54 Albus 2 Heller. Um im Brandfalle hinlänglich Wasser herbeischaffen zu können, wurden 8 Weinfässer erworben, die halbiert 6 Kübel ergaben und an den öffentlichen Pumpen Aufstellung fanden, zuvor aber noch auf Schlittenkufen gesetzt wurden. Das kostete insgesamt wiederum 22 Reichstaler. Endlich wurde noch jemand beauftragt, der das Spritzenhaus und die Brandkübel anstreichen sollte. Er benötigte dazu 7 ¾ Quart Öl, 1 Pfund 7 Lot Goldglied (Goldglätte, ein dunkelgelbes Bleioxyd) 8 Pfd. Braunrot, 4 Lot Schwärzel und 4 Lot Bleiweiß. Den Arbeitslohn für ein zweimaliges Streichen inbegriffen, machte die Rechnung nur 2 Reichstaler 57 ¼ Stüber aus. Insgesamt waren die Kosten aller Anschaffungen doch auf 144 Reichstaler 91 Albus 10 Heller angewachsen und da dies immerhin eine erkleckliche Summe war, richteten die Meistbeerbten Waldniels am 27. November 1789 an die Düsseldorfer Regierung die Anfrage, ob sie allein die Kosten aufbringen müssten oder ob eine allgemeine Umlage statthaft sei.
Die „nötigen Zehrungen“ hielt man auch künftig bei. Meister Besselmanns, der im Herbst 1788, wie ihn der Vertrag verpflichtete, nach Waldniel kam, um die Spritze zu probieren und zu schmieren, leerte mit den ihm behilflich gewesenen Bürgern 25 Quart Bier, die in der Gemeinderechnung mit 50 Stübern angeführt wurden. Endlich zahlte man 40 Stüber einem gewissen Veit Schrörs aus wegen seiner Bemühungen und Aufsicht der Brandspritze halber. (Waldnieler Gemeindearchiv)«
Unsere Heimat Nr. 1 - Oktober 1929
Grenzlandgruen - 00:14 @ Schwalmtal, Grenzlandgrünschnitt | Kommentar hinzufügen
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