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11.02.2025
Deutschland und die Agenden 2030: „Umwelt und Klimawandel“ bleiben die drängendsten Herausforderungen
Als die beiden wichtigsten Probleme, denen Deutschland gegenübersteht, identifizierten Menschen im Jahre
2021: Umwelt und Klimawandel (58,9 %) und die Renten (25,9%)
2022: Inflation (48,0%) und Umwelt und Klimawandel (47,9 %)
2023: Umwelt und Klimawandel (47,6%) und Inflation (39,0 %)
2024 Umwelt und Klimawandel (38,9%) Wirtschaftliche Lage (31,9%)
Seit 2023 ist „Einwanderung“ als drittwichtigste Herausforderung mit 37,0% bzw. 31,7% in die Rangordnung aufgestiegen.
Umwelt und Klimawandel wurde in allen Erhebungen mit Abstand am seltensten von Anhänger/innen der AfD und am häufigsten unter den Grünen genannt. Tendenziell ist in allen Parteien seit 2021 ein Abwärtstrend für dieses Themenfeld erkennbar. Im TV-Duell Scholz/Merz spielte es so gut wie keine Rolle mehr.
Die „Herausforderung Migration“ wurde mit Abstand am häufigsten von AfD-Anhänger/innen genannt. Nach einem allgemeinen Abwärtstrend zwischen 2021 und 2022 nahmen die Nennungen im Jahr 2023 wieder zu, insbesondere unter Anhänger/innen von AfD und CDU, weniger stark bei den Grünen und Linken. Bei den Linken ist im Jahr 2024 ein Abwärtstrend erkennbar, der vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass diejenigen, die der Migration kritischer gegenüberstehen, zum BSW abgewandert sind.
Das sind einige Ergebnisse des sozialökologischen Panels, das das RWI am 4. Februar 2026 veröffentlicht hat. (1)
Offenbar waren AfD und CDU nicht erfolglos darin, mit dem Migrationsthema die „grünen“ Herausforderungen in der öffentlichen Wahrnehmung zurückzudrängen. Allerdings spiegelt sich im derzeitigen Wahlkampf nicht wider, dass „Umwelt und Klimawandel“ im Jahre 2024 bei der Bevölkerungsmehrheit immer noch als drängendste Herausforderung bewertet wird, obwohl die Quote seit 2021 um 20-Prozent-Punkte gesunken ist.
Der rechte Feldzug gegen die Ideen rund um eine nachhaltige Klima- und Umweltpolitik versucht, neue Deutungshoheiten zu gewinnen, das Agendasetting zu verändern und Begriffe umzuprägen. So entsteht allmählich ein neuer ideologischer Überbau für die ökonomische Basis in Europa. Nachhaltigkeit soll in diesem Rahmen den Zwang zur permanenten Marktexpansion unterstützen, Gewinne und ökonomische Verwertbarkeit fördern.
Die CDU hat Anfang 2025 - angelehnt an den Industrial deal der EU - die in den sustainable development goals beschriebene „internationale Agenda 2030“ (2) mit einer „deutschen Agenda 2030“ (3) vernebelt. Ihr Vorbild: Gerhard Schröder, der im März 2003 mit der von der europäischen Lissabon-Strategie inspirierten rot/grünen Agenda 2010 (4) die UN-Agenda 21 (5) aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängte. In der ging es unter anderem darum, weltweit die betriebliche Mitbestimmung zu stärken, um das Konzept der nachhaltigen Entwicklung gemeinsam umzusetzen.
Die Auswertungen des RWI zeigen zudem, dass sich rund 80 Prozent der Befragten wünschen, dass die Einnahmen der CO₂-Bepreisung für den Ausbau der erneuerbaren Energien verwendet werden, etwa 65 Prozent der Befragten würden mit den CO₂-Preis-Einnahmen den Netzausbau finanzieren. Relativ gering ist dagegen die Zustimmung zur Idee des Klimageldes, obwohl sie von rund 30 Prozent im Jahr 2021 auf 44 Prozent im Jahr 2024 gestiegen ist.
Politik sollte - auch bei der Steuer- und Sozialpolitik - die globale Agenda 2030 und die Klimagerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren. Außerdem rät das RKI innerhalb des Marktregimes im Klimaschutz dazu, mit den CO2-Preis-Einnahmen den Netzausbau zu finanzieren und damit die Strompreise zu senken. (6)
Verweise
1. RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Entwicklung der Einstellungen gegenüber umweltpolitischen Maßnahmen zwischen 2021 und 2024. [Online] 4. Februar 2025. https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Presse/Sozialoekologisches_Panel_Auswertung_der_Befragungsergebnisse.pdf
2. Vereinte Nationen. Resolution der Generalversammlung: Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. [Online] 25. September 2015. https://www.un.org/depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf
3. CDU. Agenda 2030 - Neuer Wohlstand für Deutschland. [Online] 11. Januar 2025. https://www.cdu.de/app/uploads/2025/01/Agenda-2030.pdf
4. Wikipedia. Agenda 2010. [Online] 17. August 2024. https://de.wikipedia.org/wiki/Agenda_2010
5. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung. Agenda 21. [Online] Juni 1992. https://www.un.org/depts/german/conf/agenda21/agenda_21.pdf
6. RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Das Sozialökologische Panel zeigt: Bevölkerung bevorzugt den Ausbau erneuerbarer Energien und der Netze statt eines Klimageldes. [Online] 10. Februar 2025. https://www.rwi-essen.de/presse/wissenschaftskommunikation/pressemitteilungen/detail/das-sozialoekologische-panel-zeigt-bevoelkerung-bevorzugt-den-ausbau-erneuerbarer-energien-und-der-netze-statt-eines-klimageldes
Grenzlandgruen - 10:41 @ Allgemein, Umwelt und Gesundheit, Medienhinweise | Kommentar hinzufügen
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