niederrheinisch - nachhaltig 

"Auf der Kippe" - Nachhaltigkeit-Macht-Sinn   

VHS-Grenzlandgrün-Veranstaltungsreihe im 2.Halbjahr 2019  

Die Biosphäre ist überlastet. Rohstoffe und Artenvielfalt schwinden. Die sozialen Unterschiede wachsen. Wissenschaftliche Alarmglocken und gesellschaftliche Proteste werden lauter. Allgemeine Verunsicherung greift um sich. Droht ein Ökokollaps? Wer hat die Kontrolle? Wer trägt die Verantwortung? Wie hängt ökonomische Wertschöpfung mit ökologischer und sozialer Wertevernichtung zusammen? Kann Kapitalismus Nachhaltigkeit? Wem gehören Natur und menschliche Ideen? Wer hat Zugang zu ihnen? Wer profitiert von ihnen? Welches Tun und welches Unterlassen macht Sinn? Nachhaltigkeit hat es mittlerweile in die Riege der unscharfen Klammerwörter geschafft. Es steht fast gleichauf mit Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit oder Demokratie. Daher dient Nachhaltigkeit als Leitmotiv politischer Programme, privaten Konsums, unternehmerischen Handelns, aktueller Forschungsprojekte, Studiengänge, Bildungsinitiativen und Kommunikationskampagnen. Nachhaltigkeit ist eng mit Fragen von Macht und Sinn verbunden und bleibt eine Herausforderung für die politischen, ökonomischen und kulturellen Systeme. "Global denken - lokal handeln": Mit exemplarischen Rück- und Ausblicken widmet sich die Reihe der Gegenwart und Zukunft des alten Agenda 21 - Leitspruchs in unruhigen Zeiten der grünen Sinnsuche einer erschöpften Gesellschaft. 

1. „In Vielfalt geeint oder in Einfalt auseinander?“: Europa nachhaltig machen

„Hitzesommer, Dieselfahrverbot, Postengeschacher, Insektensterben, Fridays für Future.., 40 Jahre nach dem zur ersten Europawahl 1979 erschienenen „Ökologischen Manifest für ein anderes Europa“ wurden im Frühjahr 2019 die umweltpolitischen Grenzen zwischen Illusionismus und Realismus neu gezogen. Während Schüler(innen) Politik und Verwaltung aufforderten, Gesetze einzuhalten, wissenschaftliche Erkenntnisse zu respektieren und die Zukunft nicht zu verspielen, zogen Staatstragende ihre selbst aufgestellten Regeln in Zweifel. Sie spielten „Never ending Brexit“, produzierten umweltrechtliche Vollzugsdefizite und Vertragsverletzungsverfahren oder schnürten Entfesselungspakete für noch mehr Ressourcen- und Flächenverbrauch.  
Welche Rolle spielt nach der Europawahl die EU-Umweltpolitik zwischen „neoliberalem Wachstumswahn“ und „ökobürokratischer Regelungswut“? Welche illusionären Denkbilder gibt es über die EU? Was ist von der neuen EU-Kommission Ursula von der Leyen zu erwarten? Was können wir tun, um Europa „nachhaltig“ zu machen? Was bedeutet überhaupt „nachhaltig“? Was können wir aus dem Zerfall Jugoslawiens für die Zukunft der EU lernen? Erleben wir gerade, wie sich gesellschaftliche Mehrheiten in Richtung Ökologie, Postwachstum und ein Europa für die Regionen verschieben? Verlieren die alten Leitkulturen des „immer mehr“ und „immer schneller“ an Zustimmung? 
Martin Mödder  (Jg. 1990) studierte Sozialwissenschaften (B.Sc.) und im Master European Studies in Maastricht sowie Politikwissenschaften in Köln, mit den Schwerpunkten Klimapolitik und der Rolle von nationalen Parlamenten in der EU. Er ist nordrhein-westfälischer Landesvorsitzender der Jungen Europäischen Föderalisten, einer überparteilichen, proeuropäischen Jugendorganisation.
Martin Unfried  (Jg. 1966) ist Politikwissenschaftler und Journalist. Er forscht seit über 25 Jahren zur europäischen Umwelt- und Regionalpolitik und setzt sich mit der Postwachstumsökonomie auseinander. Derzeit arbeitet er als Projektleiter des „Institute for Transnational und Euregional Cross border Cooperation and Mobility“ an der Universtät Maastricht. Martin Unfried schreibt preisgekrönte „Ökosex“-Kolumnen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften und betreibt die Homepage „Ökotainment – Du und ich im Nirwana der solaren Effizienzrevolution“.

Mittwoch, 11.9.2019, 19.00-21.15 Uhr 
Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek, Rathausmarkt 1
41747 Viersen

2. „Systemrelevant“ – Rettet die Bienen 

© angieconscious-pixelio.de

 „Rettet die Bienen“ – Das bisher erfolgreichste Volksbegehren in der bayerischen Landesgeschichte hat dem politischen Einsatz für Artenschutz und Biodiversität auch im Kreis Viersen Rückenwind verliehen. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen 560 Arten von Wildbienen, die in Deutschland leben und die in ihrem Bestand stark gefährdet sind. Es könnte auch um Frösche oder Schmetterlinge gehen. Denn nicht nur die Bienen stehen für die Schönheit der Natur und deren Rolle für das menschliche Leben. Fast 80% unserer Nutzpflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen.

Was sind die Ursachen für den starken Rückgang der Wildbienen? Welche Rolle spielen Wiesen, Landwirtschaft und Hausgärten? Warum ist die Artenvielfalt in Städten oft größer als auf dem Land? Wie ist das Verhältnis von Honigbienen zu Wildbienen? Was hat das europaweite Freilandverbot für Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid bisher gebracht? 

Wiebke Esmann  ist Dipl.Ing. für Landschaftsentwicklung und Umweltbildnerin. Seit 2005 leitet sie den NABU-Naturschutzhof in Nettetal.
Dr. Claudia Garrido ist Biologin und arbeitet seit 1993 mit und über Bienen, u.a, an den Bieneninstituten in Hohenheim und Kirchheim. 2013 gründete sie „BeeSafe – solutions für bee health and pollution. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind „Bienen und Landwirtschaft“ und das allgemeinverständliche „Übersetzen“ von Wissenschaft.
Willi Steffens  ist Landwirt und leitet den Pötterhof in Bracht („Wo das Schwein noch Schwein sein darf“). Im Frühjahr 2019 hat er die Initiative „Bee together“ ins Leben gerufen.
Heinz Tüffers 
hat gemeinsam mit Heinz Maibaum 1985 den Nettetaler Naturschutzhof begründet und setzt sich seit 50 Jahren ehrenamtlich für den Naturschutz in und um Nettetal ein.

Mittwoch, 18.9.2019, 19.00 – 21.15 Uhr
Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek, Rathausmarkt 1B,  
41747 Viersen


 3. Ressource Mensch – Gesundheit und Krankheit zur nachhaltigen Wertschöpfung?

© Harry Hautumm - pixelio.de

Was früher Gesundheitsfürsorge hieß, nennt sich heute Gesundheitswirtschaft. Sie hat seit vier Jahren den Status eines EU-geförderten Leitmarktes in NRW und gilt als Motor der Regionalentwicklung. Damit eröffnet sich eine renditeorientierte  Dimension des gesellschaftlichen Umgangs mit Kranksein und Gesundheit. Wird der Kranke zum Objekt der Wertschöpfung? Je kränker, desto ertragreicher? Was bleibt von der Gesundheitspolitik? Wird Gesundheitsförderung Teil der Wirtschaftsförderung? Unternehmensberater beschreiben die Dreiecksbeziehung zwischen Leistungserbringer, Leistungsempfänger und Kostenträger als wirtschaftliche Chance. Gesetzlich Versicherte zahlen für private Profite. Der Wirtschaftsphilosoph Anders Indset schwärmt in seinem Bestseller „Quantenwirtschaft“ von der Kapitalisierung der menschlichen Vitalenergie, die einen gigantisch neuen Markt erschließen wird. Er sagt voraus, dass Cannabisöl schon in naher Zukunft als volkswirtschaftlich wertvollstes Öl ablösen wird.  Sorgen Investoren unter dem Deckmantel der Patientensouveränität und der Effizienz dafür, dass Ärzte und Apotheker schleichend entmündigt  werden? Was bedeutet das für die globale Gesundheitsversorgung? Wird der Mensch zur Handelsware? Werden Krankheiten erfunden, um die Gesundheitswirtschaft anzukurbeln? Wo sind die Alternativen? Wie ist die derzeitige Diskussion um die Organspende aus wirtschaftlicher und medizinischer Sicht zu bewerten? Was macht das Gesundheitsmanagement? Was heißt E-Health? Was hat Gesundheitswirtschaft mit Nachhaltigkeit und gutem Leben zu tun? 

Herbert Hochheimer  (Jg. 1947) war als Allgemeinarzt, Psychotherapeut, Facharzt für Naturheilkunde und traditionelle chinesische Medizin und in Schwalmtal tätig und engagiert sich heute ehrenamtlich bei der IPPNW, den internationalen Ärzten in sozialer Verantwortung für eine friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt.
Udo Schulz  (Jg. 1965) war Sozialversicherungsangestellter und berät heute als selbständiger Gesundheitsbetriebswirt Unternehmen in den Bereichen Betriebliches Gesundheits-, Fehlzeiten- und Eingliederungsmanagement, Gesundheitstourismmus und E-Health. Er ist Vorsitzender des ökonomischen Praktikernetzes „Dialog Gesundheitsökonomie“ e.V.  

Mittwoch, 25.9.2019, 19.00 – 21.15 Uhr
„Mittendrin“ – Kniebeler Straße 42
47918 Tönisvorst - Vorst


4. Schluss mit Murks und Müll – Für ein Recht auf nachhaltigen Wohlstand

Geplante Obsoleszenz: Hinter dem, was wir bei Autos, Rasierklingen, Drucker oder Smartphones als natürlichen Verschleiß empfinden, kann organisierter Betrug stecken.  Für jedes Ding, das auf den Müll landet, haben Menschen Zeit, Kreativität und Können eingesetzt, haben Rohstoffe geplündert, Bäume gefällt, Abgase erzeugt, Flächen versiegelt und Natur zerstört… Eine Plünder- und Plundergesellschaft, in der alles einen Preis, aber nichts einen Wert hat, hat keine Zukunft. Immer mehr Menschen suchen nach Alternativen. Sie nutzen ihre Elektronikgeräte, so lange wie möglich,  verkleinern ihre Wohnungen  betreiben Repair-Cafés und Tauschringe, recyceln und upcyceln oder achten beim Kauf auf Langlebigkeit und Reparaturfreundlichkeit. Wie können Produkt- und Dienstleistungssysteme nachhaltig gestaltet werden? Nutzen statt besitzen – Welche Wertschöpfung steht hinter der Sharing-Ökonomie?

Willi Gillissen ist pensionierter Lehrer. Er leitet das von ihm und der Kreisvolkshochschule im Jahre 2014 begründete Viersener Repair-Café.
Gregor Halberstadt ist Glasmaler,  Produktdesigner und Upcycler. Unter seinem Label groegl upcycling entwirft und baut er Recycling-Möbel, bei denen Restmaterialien wiederverwertet werden und erneut zum Einsatz kommen. Altes Material trifft auf frisches Design.
Ulrike Seifert-Kraft ist Medizinerin und Diplom-Ingenieurin für Ton- und Bildtechnik. Sie ist eine Sprecherin des im Rahmen der Kreisvolkshochschule 2015 gegründeten Viersener Tauschrings ZEITGEIST. 

Mittwoch, 9.10.2019, 19.00 – 21.15 Uhr
Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek, Rathausmarkt 1B
41747 Viersen


 5. Kies und zirkuläre Wirtschaft – Wie wird  Bauen nachhaltig?

© Peter von Bechen - pixelio.de

Bauen boomt. Der Verbrauch an Baumaterialien ebenfalls. Wir rauben in Deutschland der
Natur Jahr für Jahr Hunderte Millionen Tonnen Kiese, Sande, Natursteine oder Kalkstein,
zerstören Wasserfilter und Ackerflächen und tun so, als würden diese Rohstoffe
nachwachsen. Besonders betroffen: das niederrheinische Tiefland. Der lokale Widerstand
gegen den Kiestagebau wächst. Die Warnungen der Kiesindustrie vor Rohstoffmangel und
Baustellenstopp werden lauter, Wo sind die Alternativen? Welche Zukunft haben die
Baustoffe Holz und Lehm? Was ist mit „urban mining“, „Landfill mining“ und
"Betonrecycling"? Was würde die Aufbereitung und Rückgewinnung von Baumaterialien
erleichtern? Was passiert mit dem Abrissmüll?
Referent*innen:
Maximilian Breidenbach (Claytec-Lehmbaustoffe)
Ute Sickelmann (Niederrhein-Appell)
Dr. Helmut Spoo (Umweltberater mit den Schwerpunkten Kreislaufwirtschaft,
Rohstoffe, Recycling, Ressourceneffizienz)
Markus Steppler (Derix GmbH & Co Niederkrüchten)

Mittwoch, 30.10.2019, 19.00 – 21.15 Uhr
Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek, Rathausmarkt 1B
41747 Viersen  


6. In der Plastikfalle – Wo sind die Auswege?

Was in der 1950er Jahren als universaler Wunderstoff galt, ist heute außer Kontrolle geraten. Seine Produktion wurde in den letzten 60 Jahren um das zweihundertfache gesteigert. Heute sind die Kunststoffe dort angekommen, wo man sie nie haben wollte: im Körper von Fischen, im Blut der Muscheln, im Wasser, in der menschlichen Nahrungskette. Wird aus dem Wunderstoff ein Alptraum, ein Symbol für vergifteten Wohlstand und das Paradoxe unserer Art zu leben? Oder kriegen wir mit Produktdesign, Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft das Plastikproblem noch in den Griff? Was will die neue EU-Kunststoffstrategie? Was kann sie bewirken? Was können wir als Ge- und  Verbraucher*innen tun? Wie arbeitet ein Unverpackt-Laden? Plastikfrei leben – geht das überhaupt noch? Was ist Plogging?

Manfred Cujé ist Kunststoffvermarkter bei der EGN
Prof. Dr. Henning Friege ist Diplom-Chemiker. Seit den 1980er Jahren prägt er mit
zahlreichen Veröffentlichungen die deutsche Debatte zur nachhaltigen Chemie- und
Abfallpolitik. Er war unter anderem Umweltdezernent der Stadt Düsseldorf und
Geschäftsführer eines Entsorgungsunternehmens und arbeitet heute als
Nachhaltigkeitsberater, Honorarprofessor für Nachhaltigkeitswissenschaften an der
Leuphana-Universität in Lüneburg und als Privatdozent für Abfallwirtschaft an der TU Dresden.
Lars Lange ist einer der Gründer von Tante LeMi einem ehrenamtlich betriebenen
Unverpackt-Laden in Mönchengladbach. Motto: „Bei uns kommt nichts in die Tüte“.
Paul Muschiol ist Bankkaufmann und grüner Kommunalpolitiker Er macht sich für
Plogging in Willich stark.
Stefan Vogt hat im Frühjahr 2019 „Byebye Plastik Niederrhein“ begründet. Er
möchte Privatpersonen und Unternehmen dazu inspirieren den Plastikverbrauch zu
reduzieren und Ideen für eine plastikfreie Zukunft zu teilen.

Mittwoch, 6.11.2019, 19.00 – 21.15 Uhr
EGN Entsorgungsgesellschaft Niederrhein mbH, Greefsallee 1-5,
41747 Viersen

 

7. „Quantenwirtschaft oder Postwachstum“Wie nachhaltig ist die digitale Ökonomie?

Das Smartphone fiel nicht vom Himmel. Es hat sich aus sozialen Zusammenhängen entwickelt und in zehn Jahren die Welt mehr verändert als die Dampfmaschine in fünfzig. Die Ära des digitalen Kapitalismus hat begonnen. Er macht aus Daten, Informationen und Wissen neue Geschäftsmodelle. Er verkoppelt Dinge, die man früher nicht einmal gedanklich in Verbindung gebracht hat. Er hat das Potenzial uns total zu beherrschen. Er löst Aufgaben mit Algorithmen und massiven Rechen- und Speicherkapazitäten. Die einen befürchten einen massiven Verlust von Arbeitsplätzen. Die anderen reden von Quantenwirtschaft und prophezeien ein ewiges Wirtschaftswachstum hervorgerufen durch ständige Innovationen und technologische Disruptionen. Wie nachhaltig ist die neue Ökonomie? Wieviel Energie, Rohstoffe, Logistik, Produktion und Entsorgung braucht sie? Wo sind die intelligenten Stoffkreisläufe? Was heißt konvivale Technik? Was will der Human Scale Development- Ansatz? Was müssen wir tun, um die digitale Ökonomie in den Dienst der Gesellschaft zu stellen? Wie soll eine künftige Gesellschaft aussehen, in der die Ressourcen nicht übernutzt werden und dennoch alle Menschen ein gutes Leben führen können?

Helmut Federmann ist Diplom-Volkswirt und Nachhaltigkeitsökonom, war in den
Bereichen IT/Finance für das Auswärtige Amt und die Deutsche Telekom tätig und gehört
zum „Netzwerk Wachstumswende“. Er ist Mitglied im Forum Ökologisch- Soziale
Marktwirtschaft (FÖS) sowie von B.A.U.M (Bundesdeutscher Arbeitskreis für
umweltbewusstes Management. e.V.)

Mittwoch, 13.11.2019, 19.00 – 21.15 Uhr
Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek, Rathausmarkt 1
41747 Viersen

 

8. Handwerk und Nachhaltigkeit: "Wir konnten das schon immer" 

Energetisches Bauen, gesunde Ernährung, klimaschonende Mobilität, Instandsetzung,
Reparatur, Wiederverwertung sind Kernpunkte der Nachhaltigkeit und zugleich ureigenste
Arbeitsfelder des Handwerks. Die Stichworte Langfristigkeit, Verantwortung, sinnvoller
Ressourceneinsatz, regionales Engagement sind elementare Bestandteile des
handwerklichen Selbstverständnisses. Handwerker und Handwerkerinnen sind an der Umsetzung nachhaltiger Lebensweisen zentral beteiligt, reden aber wenig darüber. Haben Handwerker die berufliche Tragweite des Nachhaltigkeitskonzepts entdeckt? Wo bleiben die Nachhaltigkeitsvisionen? Welche Rolle spielt das Handwerk in der NRW-Wirtschaft? Wie wichtig sind Nachhaltigkeitsaspekte in der handwerklichen Aus- und Weiterbildung? Was hat „Euro Crafts 21“ bewirkt?
Gabriele Poth leitet das Zentrum für Umwelt und Energie der Handwerkskammer
Düsseldorf und gehört zum Vorstand des KlimaDiskurs NRW.
Rolf Meurer ist Elektrotechnikermeister und Gas-Wasserinstallateurmeister, leitet
einen Fachbetrieb für Gebäudetechnik in Niederkrüchten, ist Obermeister der E-Handwerke im Kreis Viersen, Vorsitzender der Kreishandwerkerschaft Niederrhein und Präsident der Kreishandwerkerschaften in NRW.

Mittwoch, 20.11.2019, 19.00 – 21.15 Uhr
Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek, Rathausmarkt 1 B
41747 Viersen

 

9. „Aufstiegsversprechen und Abstiegsängste“: Kölner Lehren für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat die Aufgabe, uns zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Seit Mai 2019 gibt es eine neue BNE-Leitlinie der nordrhein-westfälischen Ministeriums für Schule und Bildung. BNE braucht ermutigende Zukunftsentwürfe und Vorstellungen, die von einer gesellschaftlichen Mehrheit geteilt werden. Es wird zum Problem, wenn Zukunftserwartungen ins Negative drehen: Ängste vor sozialem Abstieg und globalen Katastrophen, vor Überfremdung, davor, zu den Verlierern der Globalsierung zu gehören. Davon profitieren Populismus und Nationalismus, wie Soziologen des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln herausgefunden haben. Wie kann man zum Beispiel den Meinungswechsel in der britischen Bevölkerung verstehen, wenn sie 1975 für und 2016 gegen „Europa“ abgestimmt hat. Welche Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft standen dahinter? Wie entstehen Zukunftsvorstellungen? Welche gesellschaftliche Bedeutung haben sie? Was steht in den neuen BNE-Leitlinien? Was kann BNE in Zeiten von Extinction Rebellion, Ende Gelände, Fridays for Future, Gilets jaunes und drohenden Wirtschaftskrisen aus den Kölner Forschungen lernen?

Dr. Timur Ergen ist Sozialwissenschaftler und arbeitet am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Er forscht zum Themenfeld „Zukunftsvorstellungen und kollektives Handeln“ und hat sich in seiner Promotion mit der politischen Ökonomie der Photovoltaikindustrie auseinandergesetzt.
Klaus Kurtz ist pensionierter Gesamtschullehrer und Mitautor der aktuellen vom Schulministerium veröffentlichten NRW-Leitlinien „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)". Er koordinierte das BNE- Netzwerk der Landeshauptstadt Düsseldorf von 1999 bis 2018 und war 2015 und 2016 wissenschaftlicher Referent der BNE-Agentur im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz NRW. Aktuell ist er tätig in den Bereichen Fortbildung, (Schul-)Beratung und Evaluierung im Kontext von Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Mittwoch, 27.11.2019, 19.00 – 21.15 Uhr
Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek, Rathausmarkt 1 B
41747 Viersen


 






E-Mail
Infos
Instagram